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Schweigen der Vögel

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Das Schweigen der Vögel

 

Hallo Märchenfans, ich bin wieder da. Also diesmal bin ich noch ganz durcheinander. ich erlebe ja viele Geschichten. Man denkt da härtet man ab. Aber das stimmt nicht. Die Geschichte, die ich heute mitgebracht habe, ist mir sehr ans Herz gegangen. Bei meiner Reise durch Fantasia habe ich eine tolle Freundin getroffen: Meine Helinchen Kühn. Ich kenne sie schon als ich noch ein kleiner Junge war und ich mit meinen Freunden in ihrem riesigen Park spielen durfte. Ich war so begeistert, dass ich ein paar Minuten brauchte, um zu bemerken, dass Helinchen sehr, sehr müde auf mich wirkte. Ich sage ihr was mir an ihr auffiel, und nach einer Stunde sowie der dritten Tasse Tee, war sie in der Lage. mir es zu erzählen:

Wie jeden Morgen weckte der Hahn Torero alle Einwohner des Hauses. Da er spanische Verwandte haben soll und jeden Morgen mit sehr erhobenen Kopf über den Hof stolziert, bekam er diesen Namen. Die anderen Vögel zwitschern dann vergnügt um ihn herum, um ihm zu sagen „He Alter komm mal runter von deinem Thron“. Wenn ich dann langsam meine Augen aufmache, sehe ich viele Vögel, die sich freuen, wenn ich aufwache und zwitschern mir einen tolles Konzert. Glaube mir, es gibt nichts Schöneres als so geweckt zu werden. Ich gehe dann immer zu Giovanni, dem Drückeberger. Der will immer in seinem großen Korb weiter pennen, aber wenn ich ihn kitzle, dann wird er sehr schnell wach. So war das auch an diesem Tag, als das Unglück seinen Lauf nahm. Ich sitze im Park, und schlürfe meinen heißen Kaffee. Wie immer lese ich dazu unser Stadttagblatt, man muss ja wissen was los ist. Jedenfalls klingelt es plötzlich an der Eingangstüre. Ich gehe hin und vor mir stehen drei Herren mit Aktenkoffer mit einem städtischen Beamtengesicht. Herr Besonderswichtig legte auch gleich los: Gestatten, wir kommen vom Rathaus, Abteilung „Ruhiges Wohnen“. Alle drei nicken kräftig, um es zu untermauern. Herr Besonderswichtig fährt fort: Wir möchten ihnen einen Vorschlag machen bei dem Sie nicht Nein sagen können. Dürfen wir kurz herein kommen? Bevor Helinchen antworten kann, ist die Delegation schon drin. Allerdings wird ihr Überfall rabiat gestoppt, denn Giovanni hat was gegen solche Eindringlinge. Die Delegation sieht das wunderbare Gebiss von Giovanni und seinen Appetit können sie auch nicht übersehen, dass sie sofort den Rückzug antreten. „Giovanni, reg dich nicht auf, die Herren wollen mir doch bloß eine Geschichte erzählen, dann gehen sie wieder nach Hause. Die Delegation atmet auf und nimmt im Wohnzimmer Platz. „Liebe Frau Kühn“ beginnt der gestriegelte Schönling der Gruppe, „sie sind eine bekannte Persönlichkeit der Stadt und ihre Familie wohnt schon seit Generationen hier.“ Gemeinsam nickt die Delegation. Oh, Jüngling, was willst du mir jetzt hier vortanzen, denkt Helinchen und schmunzelt. Die Delegation fängt wie auf Kommando gemeinsam die Aktenkoffer zu öffnen und legt ein Paar Ordner auf den Tisch. Jetzt übernimmt der dritte das Steuerbord und fährt fort: „ich bin für die Stadtsanierung zuständig und habe für sie ein ganz tolles, ja was heißt toll, sensationelles Programm erarbeitet.“ Sein Entzücken ist nicht zu überhören und Helinchen fängt an laut zu lachen. Sie fragt spitzbübisch: „wollen sie mich auch sanieren, ich glaube so viele Bruchstellen am Körper und geistige Verkalkungen gibt bei mir nun wirklich nicht.“ „Sie haben vollkommen Recht liebe Frau Kühn, aber mit ihrem Haus und ihrem Grundstück könnten sie sehr viel Gutes tun. Nicht für uns, meine Liebe, sondern für die Stadt und deren Einwohner. Sie wissen ja wie verzweifelt auch bei uns Wohnungen gesucht werden. Frau Kühn sie würden damit unsere Wirtschaft ankurbeln und in die städtische Geschichte eingehen.“ Der Stadtsanierer hat sich richtig in Begeisterung geredet und erhält am Ende auch Beifall von seiner Kollegen. Als es wieder ruhiger wird sagt Helinchen lächelnd: „und wie soll das geschehen?“ Jetzt läuft der Herr Besonderswichtig auf: Es ist kinderleicht. In dem Sanierungskonzept, das wir dabei haben, ist alles genau aufgezählt. Sie werden begeistert sein. Es ist uns gelungen Großinvestoren für diese Sache zu gewinnen. Er schaut in die Runde, alle nicken sehr zufrieden dazu und der erste lockert seine Krawatte. Herr Besonderswichtig trocknet mit einem feinen Tuch seine Stirn. Danach prüft er seine sieben Haare, die er stramm über seine Glatze verteilt hat und fährt fort: Sie verkaufen einfach das Haus und das Grundstück und wir, besser gesagt, die Investoren, werden ein Vermögen an sie bezahlen.“ Er schaut Gretchen an. Keine Reaktion von Gretchen. „Frau Kühn wir haben für sie ein Apartment in bester Lage, Neubau, reservieren lassen. Es ist also alles bestens vorbereitet, liebe Frau Kühn. Das einzige was noch fehlt, ist ihr Ja! Der Stadtsanierer trinkt erst mal einen großen Schluck Wasser, lächelt die Runde siegreich an und lehnt sich zurück. Wieder Tritt schweigen ein. Gretchen putzt die Nase und streichelt Giovanni. Dann steht sie auf: „vielen Dank für ihren Vortrag. Aber ich bleibe wo ich bin, denn bei mir haben viele Tiere und Vögel ihre Heimat. Ich kenne alle beim Namen. Das Haus ist meine Heimat. Das müssen sie doch verstehen. Ich brauche kein Geld und keine Betreuung. Das einzige was ich brauche, sind meine Vögel und meine Tiere, denn die sind meine wirklich treuen und zuverlässigen Freunde. Das werde ich nie aufgeben. Giovanni, führe bitte die Herren hinaus. Die Sprachlosen folgen dieser Aufforderung ohne Protest. Aber Märchenerzähler, es war natürlich klar, dass sie alles versuchen werden, um mich mürbe zu machen. Es gibt so viele Möglichkeiten einen alleinstehenden Menschen anzugreifen. Aber auf meine Freunde, die Tiere, Märchenerzähler, ja auf die kann ich mich verlassen.“ Wieder laufen ganz große Tränentropfen über ihre Wangen, dass auch ich weinen muss. Nach einer kleinen Pause und einem kräftigen schnäuzen ins Taschentuch, fährt Helinchen fort. „Du weißt ja, dass ich ihre Sprache verstehe. Das geht nur deshalb, weil sie mir hundertprozentig vertrauen.

Wie geht es wohl weiter .....

 

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